Die 35. Arbeitstagung der Arbeitsgemeinschaft Objektive Hermeneutik e.V. findet am 19. & 20. September 2025 in Köln (nicht, wie ursprünglich geplant, in Nürnberg) statt. Das sind ausnahmsweise ein Freitag und Samstag.
Tagungsort: Katholische Hochschule NRW, Wörthstraße 10, 50668 Köln
Kooperationspartner:
Call for Papers (>Download als pdf)
Die jährliche Arbeitstagung bietet die Gelegenheit, Fallanalysen und (Teil-)Ergebnisse aus aktuellen wissenschaftlichen Arbeiten zu präsentieren und dabei inhaltliche wie auch methodologische und methodische Fragen der Objektiven Hermeneutik zu diskutieren. Auch in diesem Jahr gliedert sich die Tagung in einen thematischen Schwerpunkt und einen themenoffenen Teil.
Themenschwerpunkt 2025: Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik
Mit der Grundsicherung für Arbeitsuchende wurde vor zwanzig Jahren ein zentrales Element der deutschen Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik eingeführt, das den Abschluss einer weit umfassenderen Reform, der sog. „Hartz-Gesetzgebung“ („Hartz I-IV“), bildete. Zwanzig Jahre Grundsicherung bedeutet auch zwanzig Jahre Grundsicherungsforschung. Die Tagung nimmt dieses Jubiläum zum Anlass, einen besonderen Fokus auf objektiv-hermeneutische Analysen in diesem Feld zu legen.
Die deutsche Arbeitsverwaltung, ihr Agieren und ihre Effekte galten noch bis Mitte der 2000er als „terra incognita“ (so etwa Sell 2006) in der deutschen Arbeitsmarkt- und Sozialpolitikforschung. Dies hat sich deutlich verändert. Nicht zuletzt aufgrund eines gesetzlich verankerten Evaluationsauftrages entstand seit Inkrafttreten der „Hartz-Reformen“ ein breit gefächertes Forschungsfeld, in dem die ‚Welt‘ der Arbeitsverwaltung in ihren vielfältigen gesellschaftlichen Bezügen (z. B. Politik/Gesetzgebung, Ministerialverwaltung, Öffentlichkeit, Trägerwelt etc.), ihrer internen Strukturierung, Organisation und Arbeitsweise sowie auf der Ebene ihrer alltäglichen, praktischen Umsetzung durch die Fach- und Führungskräfte durchleuchtet wird. In den Blick genommen werden u. a. Konstruktions- und Wirkungsweisen von neuen Programmen und Maßnahmen im Kontext der Arbeitsförderung (SGB III) und Grundsicherung (SGB II), institutionelle Praktiken, Aktivierungs- und Steuerungslogiken, professionelle Habitus, Armutslagen und prekäre Beschäftigung sowie die Lebenssituation, Lebensentwürfe und Lebensverläufe von Erwerbslosen und Leistungsempfängern. In diesem Zusammenhang spielen auch Methoden der qualitativ-rekonstruktiven Sozialforschung, wie z. B. die Objektive Hermeneutik, eine bedeutsame Rolle, wobei den Analysen Daten unterschiedlichster Art zugrunde liegen: Interviews, Feldbeobachtungen, Gruppendiskussionen, Gesprächsmitschnitte, Dokumente etc.
Mit dem Themenschwerpunkt „Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik“ möchten wir uns dezidiert diesem in den letzten beiden Jahrzehnten aufgebauten Forschungsfundus zuwenden. Gefragt sind Beiträge, die mittels der Objektiven Hermeneutik z. B. institutionelle Konstellationen, Fallverläufe, Interaktionsprozesse, Dokumente oder Programme rekonstruieren – etwa aus Jobcentern, Maßnahmekontexten, Beratungssituationen, Qualifizierungen oder anderen Instrumenten der aktivierenden Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik. Auch vergleichende Untersuchungen, Analysen spezifischer Programme, Gesetzestexte oder rekonstruktive Studien zur politischen und organisatorischen Entwicklung sind willkommen.
Themenoffener Teil
Unabhängig vom diesjährigen Themenschwerpunkt laden wir auch zu Beiträgen ein, die andere Gegenstandsbereiche fokussieren. Die Tagung bietet großzügige Zeitfenster für Vorträge und/oder Materialanalysen sowie deren Diskussion. Erwünscht sind auch methodische und methodologische Beiträge, die sich mit Fragen der Theorie, Entwicklung oder Anwendung der Objektiven Hermeneutik befassen.
Hinweis
Wir möchten auch Personen ermutigen, die noch am Anfang ihrer Befassung mit der Objektiven Hermeneutik stehen, ihre Beiträge einzureichen. Der offene und kollegiale Charakter der Veranstaltung bietet Raum für gemeinsame Analysen, Diskussionen und methodische Reflexion.
Organisatorisches
Die Tagung wird ausgerichtet von Dr. Jan Gellermann (IAB) und Prof. Dr. Markus Gottwald (katho).
Bitte senden Sie Ihre Abstracts (max. 500 Wörter) bis zum 10.08.2025 per E-Mail an:
Pro Beitrag sind ca. 30–45 Minuten für Vortrag bzw. Präsentation sowie 15–30 Minuten für Diskussion und gemeinsame Auswertung vorgesehen.
Am Abend des 19.09.2025 ist ein gemeinsames Abendessen geplant.
Die Fahrt- und Hotelkosten für Referentinnen und Referenten können nach Rücksprache übernommen werden.