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Die Arbeitsgemeinschaft Objektive Hermeneutik e. V. ist am 19. September 1992 in Frankfurt am Main als gemeinnütziger Verein in das Amtsgerichtsregister eingetragen worden. Sie wurde durch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen der Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften gegründet, die sich zum Teil schon in den 1980er Jahren zu jährlichen Arbeitstagungen zusammenfanden. Ihr Zweck ist, allen mit der Methode der Objektiven Hermeneutik (>> Manifest zur objektiv-hermeneutischen Sozialforschung) Arbeitenden und in ihr Ausgebildeten einen dauerhaften, regelmäßigen, kollegialen Austausch zu ermöglichen sowie einen die verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen, in denen die Objektive Hermeneutik zur Anwendung kommt, übergreifenden diskursiven Zusammenhang zu gewährleisten. Die AG versteht es als ihre Aufgabe, ein Forum zu bieten, auf dem Weiterentwicklungen der Methodologie und die mit ihr neu erschlossenen Forschungsgebiete orts- und fächerübergreifend diskutiert werden können. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, die Grundsätze eines fallrekonstruktiven, auf sequenzanalytischer Text- und Dateninterpretation beruhenden methodischen Vorgehens in der wissenschaftlichen Fachöffentlichkeit zur Geltung zu bringen, und nicht zuletzt soll sie dazu beitragen, eine sachangemessene und konsequente Praxis der Umsetzung der methodischen Grundsätze der Objektiven Hermeneutik zu befördern und sicherzustellen.

Die Arbeitsgemeinschaft nimmt gegebenenfalls auch zu berufs- und wissenschaftspolitischen Entwicklungen Stellung, sofern diese die Rezeption der Objektiven Hermeneutik in den Fachverbänden (DGS etc.) und die Ausbildung in ihren methodischen Verfahren an den Universitäten betreffen. Eines ihrer Hauptanliegen ist die Beförderung der klinischen Soziologie als eines Anwendungsfeldes der Objektiven Hermeneutik in der Praxis der Beratung, Expertise, Begutachtung und Evaluation. Unter den Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft sind neben Wissenschaftlern, die an Universitäten und Forschungseinrichtungen arbeiten - darunter mehrheitlich Soziologen, Pädagogen, Kultur- und Geisteswissenschaften - auch viele Angehörige verschiedener Praxisberufe und Professionen vertreten, vor allem Familien- und Psychotherapeuten, Ärzte, Sozialarbeiter, Verwaltungsfachleute sowie Unternehmens- oder Organisationsberater. Daher hat der Austausch zwischen theoriebezogener Forschung und professionalisierter Berufspraxis ein großes Gewicht.

Zur Durchführung wissenschaftlicher Tagungen:

a) Die AG führt mindestens einmal im Jahr (in der Regel Anfang September an wechselnden Orten, mit oder ohne Themenschwerpunkt) eine zweitägige Arbeitstagung durch. Sie dient vorrangig dem fachwissenschaftlichen Austausch über aktuelle Forschungen der Mitglieder, steht aber auch Nichtmitgliedern offen. Als Arbeitstagung besteht ihr Sinn vorwiegend darin, Gelegenheit zur Diskussion offener Methodenprobleme sowie laufender Forschungsarbeiten zu bieten. Eine Besonderheit besteht darin, dass den Referenten weitaus mehr Zeit als sonst bei Tagungen üblich zur Verfügung steht, um ihre Analysen zu entwickeln und darzustellen. Damit soll dem Umstand Rechnung getragen werden, dass Forschungsarbeiten, die auf fallrekonstruktiven Sequenzanalysen beruhen, sich in zeitknappen Kurzvorträgen nicht sinnvoll darlegen lassen. Vortragende erhalten in der Regel etwa eineinviertel Stunden Zeit (einschließlich Diskussion).

b) Auf Initiative von Mitgliedern können auch größere themenzentrierte Tagungen stattfinden. Sie dienen dem Zweck, thematisch verwandte Arbeiten gebündelt zu verhandeln und interessante Forschungsergebnisse, die sich aus einem gegenstandsspezifischen Forschungsschwerpunkt der Objektiven Hermeneutik ergeben haben, in die geistes-, kultur- und sozialwissenschaftlichen Fachöffentlichkeiten hineinzutragen und einer breiteren Kritik auszusetzen. Hierzu werden auch Wissenschaftler eingeladen, die nicht mit der Objektiven Hermeneutik arbeiten. Angestrebt wird jeweils, die wichtigsten und besten Vorträge dieser Veranstaltungen in einem Band zusammenzufassen, ergänzt um Aufsätze aus geeigneten Diplom-, Doktor- oder Habilitationsarbeiten; auf diese Weise sollen die aktuellen Beiträge aus der Objektiven Hermeneutik zum jeweiligen Fachgebiet einer breiteren Öffentlichkeit vorgelegt werden.

Seit dem Tod von Ulrich Oevermann, dem Begründer der Objektiven Hermeneutik, engagiert sich unser Verein dafür, dass dessen wissenschaftlicher Nachlass gesichert, aufbereitet und für die Fachöffentlichkeit zugänglich gemacht wird.